Die Oldenburger AFD und die Sorge um den Wohnungsmarkt

Die Oldenburger AfD und die Sorge um den Wohnungsmarkt

Der Oldenburger AfD-Rathsherr Andreas Paul hat sich in einem Instagram-Post zu unserer Hausbesetzung geäußert. Neben der zu erwartenden Verurteilung unseres Protests offenbaren die Rechten in der Stellungnahme vor allem, dass sie eben keine gesellschaftliche „Alternative“ darstellen, sondern den kapitalistischen Normalzustand nur anders verwalten wollen. Ihre Sorge gilt dem „ungesunden“ Wohnungsmarkt, auf dem es ihrer Meinung nach zu wenig (!) Leerstand gibt. Unsere Sorge hingegen gilt den Menschen, die einen immer größeren Anteil ihrer Lebenszeit damit verbringen, für die Besitzenden der Häuser und Wohnungen schuften zu gehen, oder gar nicht erst Zugang zu Wohnraum bekommen, weil sie nicht über die vom System verlangten (finanziellen) Mittel verfügen.
Wie die AfD sich nun die Gesundung des Wohnungsmarktes vorstellt? Natürlich, indem Bauvorschriften abgeschafft werden, bevorzugt jene, welche für etwas mehr Klimaschutz sorgen sollen. Wenn die erst weg sind, dann können sich auch die „Normalverdiener“ endlich wieder das Bauen leisten (also natürlich, nachdem sie mind. 20 Jahre lang Geld an eine Bank abgedrückt haben). 
Tatsächlich sind die Gründe für die Wohnungskrise komplexer. Ein Grund sind hohe Grundstückspreise. Grundstücke auf dem Markt zu handeln ist offensichtlich eine sehr schlechte Idee, da sich der Boden nicht wie andere Waren, z.B. Stühle, einfach vervielfachen lässt, wenn die Nachfrage steigt. Wenn also viel Geld in Grundstücke angelegt wird, explodieren die Preise, was wir in den letzten Jahren auch in Oldenburg beobachten konnten. Die Lösung wäre, Grund und Boden nicht am Markt zu handeln, sondern unter demokratische Verwaltung zu stellen. 
Dass die Bauzeiten für Bauprojekte tatsächlich länger geworden sind, hat auch mit einer Überlastung der Bauindustrie zutun. Dabei zeigt sich aber, dass die Bauzeiten für bezahlbaren Wohnraum deutlich stärker angestiegen sind, als die für profitablen Luxusneubau.
Darüber hinaus verschweigen diejenigen, die auf die Wohnungskrise „Bauen, bauen, bauen!“ antworten (also mit unterschiedlichen Schwerpunkten alle von Teilen der Grünen bis zur AfD), dass der Markt Angebote nur für diejenigen schafft, die genügend Geld aufbringen können. Wenn es sich mehr lohnt, ökologisch schädliche Luxusneubauten für Gutverdienende zu bauen, während alle anderen Probleme bekommen, ihre Miete zu bezahlen, dann entscheidet man sich für den Gewinn und damit den Luxusneubau.
In Andreas Pauls‘ Welt zählt dagegen nur der deutsche Kleinbürger, der das ganzes Leben für sein Eigenheim ackern muss, wie es nunmal in einer kapitalistischen Klassengesellschaft zu sein hat. Die AfD verspricht: bald ackerst du nur noch ein halbes Leben, um ein Dach über dem Kopf zu haben, die Klimakrise reißt es dir dann aber wieder herunter. Die Interessen von Mieter*innen kommen in dieser Vorstellung gar nicht erst vor, Wohnungskonzerne und Vermieter*innen erst Recht nicht. Wie lange haben die Besitzer*innen von Vonovia wohl für ihre Wohnungen gearbeitet? 
Wir wollen zeigen, dass es nicht so sein muss. Nein zum Wohnungs- und Häusermarkt und nein zu daraus entehendem Leerstand und Obdachlosigkeit. Nein zu Profit aus Mietschulden, Luxusneubauten und zerfallenden Wohnblöcken. Erst wenn nicht mehr für Profit gebaut wird, (damit jemand aus Geld mehr Geld macht,) sondern damit Menschen gut, glücklich und gesund wohnen können, wird die Wohnungskrise gelöst sein. All das wird aber erst möglich sein, wenn wir die Wohnungen und Häuser dem Markt und somit dem Kapital entziehen. Eine Welt der Kooperation und Solidarität ist möglich!